Schwer anzufechten, leicht sich dahinter zu verstecken
„Ich habe mein Bestes gegeben.“ Dieser Satz triggert mich wie kein anderer – egal ob ich ihn im Klassenzimmer, zu Hause oder im beruflichen Kontext höre. Ich möchte nicht falsch vertstanden werden: Ich schätze Einsatz. Sehr sogar. Aber zu oft ist „Ich habe mein Bestes gegeben“ ein bequemes Schutzschild für: „Ich habe gemacht, was ich konnte, solange es nicht zu unangenehm wurde.“ In gewissen Fällen ist es eine höfliche Ausrede: vage, nett verpackt, schwer anzufechten – und von Lehrkräften allzu oft stillschweigend akzeptiert. Denn wer will schon das „Beste“ eines Kindes infrage stellen? Ich habe diesen Satz oft nicht als Zeichen echten Einsatzes erlebt, sondern als Strategie, um Feedback zu vermeiden und Verantwortung abzugeben.
Don’t be sorry. Be better!
Noch schwerer zu ertragen? Wenn auf „Ich habe wirklich mein Bestes gegeben“ ein schuldbewusstes „Es tut mir so leid“ folgt. Da regt sich in mir Widerstand. Wenn jemand wirklich sein Bestes gegeben hat, dann gibt es keinen Grund traurig, zu sein, sondern stolz. Und wenn „Ich habe mein Bestes gegeben“ nur eine Floskel ist – dann ist auch das “Traurig-sein” eine Farce. In dem Fall: Sei besser. Versuch es noch mal. Gib mehr.
Dieser Artikel zeigt, warum Unbehagen und Herausforderung entscheidend für echtes Lernen sind. Wir schauen uns an, was „hart“ im Bildungskontext wirklich bedeutet, warum Anstrengung allein nicht reicht – und wie Plattformen wie enduri helfen, mit Struktur, Reflexion und Ausdauer auf Herausforderungen zu reagieren – statt ihnen auszuweichen.

Eine höfliche Ausrede: vage, nett verpackt, schwer anzufechten – und von Lehrkräften allzu oft stillschweigend akzeptiert. Denn wer will schon das „Beste“ eines Kindes infrage stellen?
Das „Einfach= Good“-Denken herausfordern
„Hart“ neu denken – als etwas Positives
In Schule und Familie gilt: Wenn es schwer wird, läuft etwas schief. SchülerInnen, die auf Schwierigkeiten stoßen, fühlen sich schnell als VersagerInnen. Aber diese Annahme ist falsch. Wenn Lernen schwer ist, arbeitet das Gehirn oft am meisten. Wir müssen „hart“ als etwas Positives umdeuten. Schwierigkeiten zeigen: Ich gehe über meine Grenzen hinaus. Der Bildungsexperte und Autor Nick Alchin nennt es „einen tiefgreifenden Fehler“, harte Lernprozesse zu vermeiden [1]. Studien zeigen: Was leicht ist, vergisst man schnell – wie in Sand geschrieben. Was schwer war, bleibt [3].
Die Wissenschaft der produktiven Anstrengung
Das Gehirn fordern…
Warum fördert Schwierigkeit das Lernen? Die Wissenschaft zeigt: Anstrengende Lernmethoden wie Selbsttests oder gemischtes Üben vertiefen das Verständnis. Sie sind unbequem – aber wirksam. Die ForscherInnen Elizabeth und Robert Bjork betonen die Bedeutung von „anstrengender Erinnerung“ für nachhaltiges Lernen. Wiederholtes Lesen fühlt sich leicht an, täuscht aber. Echtes Lernen passiert, wenn das Gehirn gezwungen ist, Wissen aktiv abzurufen oder anzuwenden [3]. Solche produktive Anstrengung entsteht oft in der sogenannten Zone der nächsten Entwicklung (ZPD: Zone of Proximal Development), ein Konzept des Psychologen Lev Vygotsky [6]. Es beschreibt den Lernbereich zwischen dem, was SchülerInnen allein schaffen, und dem, was sie mit Anleitung bewältigen können.
…nicht die Herausforderung eliminieren
Unterstützung bedeutet hier nicht, die Herausforderung zu beseitigen. Sie bedeutet: Strategien, gezielte Impulse oder kluge Fragen zur Verfügung zu stellen. Ziel ist es, den Lernenden im Prozess zu untertstüzen und nach und nach zur Selbstständigkeit zu führen. Wer nach echter Anstrengung Erfolg hat, gewinnt nicht nur Wissen – sondern auch Selbstvertrauen. Der Psychologe Albert Bandura nennt das „Mastery Experience“ – die stärkste Quelle für Selbstwirksamkeit [4].
Warum Einsatz ≠ Effektivität ist
Einsatz allein ist kein Lernen
Jede Lehrkraft hat schon gehört: „Aber ich habe doch mein Bestes gegeben!“ Und doch: Nur versuchen heißt nicht automatisch lernen. Eine SchülerIn kann stundenlang üben – mit falscher Strategie – und kommt nicht weiter. Wenn wir bloßen Einsatz loben, ohne dass Lernen stattgefunden hat, schadet das Carol Dweck, Autorin von “Mindset”, warnt: Anstrengung ist nicht gleich Leistung. SchülerInnen brauchen Strategien, Feedback, Anpassung – nicht nur Energie. Lehrkräfte loben manchmal Einsatz, obwohl nichts gelernt wurde – und senken damit unbeabsichtigt den Anspruch [2]. Statt Einsatz allein zu bestätigen, sollten Lehrkräfte betonen: „Ich glaube dir, dass du dich bemüht hast – und jetzt schauen wir, was du als Nächstes versuchen kannst.“
Resilienz und Growth Mindset stärken
Nicht Leichtigkeit suchen – Charakterstärke aufbauen
Kämpfen und Erfolg erleben stärkt Resilienz: das Gefühl „Ich habe schon Schwieriges geschafft – ich schaffe das auch.“ Das erzeugt eine positive Lernspirale: Don’t be sorry. Be better.
In einem echten Growth Mindset verstehen SchülerInnen: Fähigkeiten entwickeln sich durch Ausdauer und Strategie. Eine SchülerIn startet zum Beispiel das Jahr mit „Ich kann nicht schreiben“ und beendet es mit „Schreiben ist noch schwer – aber ich bin besser geworden.“ Alchin erinnert uns: Bildung sollte nicht nach Leichtigkeit streben, sondern Charakterstärke fördern [1]. Lehrkräfte und Eltern können helfen, indem sie eigene Herausforderungen teilen und Fortschritt vor Perfektion stellen.
enduri: Wenn aus „hart“ belohnend wird
Willkommen in der produktiven Zone
Schwierig heißt nicht hoffnungslos. Und hier kommt enduri ins Spiel – eine Plattform, die strukturierte Anstrengung in nachhaltiges Lernen verwandelt. Die Schildkröte im Logo steht für langsamen, stetigen Fortschritt. enduri hilft Lernenden, Ausdauer aufzubauen – mit Planung, Reflexion und wissenschaftlich fundierten Strategien.
Der Einstieg: eine Learner ID – eine kurze Selbstreflexion zu Zielen, Stärken, Bedürfnissen und Motivation. Ein Beispiel: „Ich will meine neuen französischen Wörter korrekt schreiben und anwenden.“ enduri zeigt konkrete nächste Schritte auf. Basierend auf der Learner ID schlägt enduri Lernstrategien wie Active Recall, Spaced Repetition, Concept Mapping oder Selbsttests vor. So entsteht eine persönliche Lernreise – im produktiven Bereich zwischen Unter- und Überforderung.
Reflexion, Wiederholung, Belohnung
Von „Bestes geben“ zu „Besser werden“
Lernen ist ein Zyklus: Versuchen, Feedback bekommen, überarbeiten, neu versuchen. Der Bildungsforscher John Hattie betont: Herausforderung ist zentral. „Wenn SchülerInnen nicht gefordert werden, machen sie keine Fehler – und ohne Fehler ist Feedback nutzlos“ [7].
Deshalb fordert enduri nach jeder Lerneinheit zur Reflexion auf: Was hat funktioniert? Was nicht? Was machst du beim nächsten Mal anders? Die Plattform setzt auch auf Wiederholung – um schwierige Themen wirklich zu meistern. SchülerInnen geben nicht einfach „ihr Bestes“. Sie werden besser. Sie lernen, wie man lernt.
Fazit: Aus „hart“ das Beste machen
Das Gehirn arbeitet. Entwicklung passiert
Wir müssen aufhören, „hart“ als etwas Negatives zu sehen. Im Lernen ist hart oft gut. Es bedeutet: Das Gehirn arbeitet. Entwicklung passiert. Wenn also jemand sagt: „Ich habe mein Bestes gegeben“, ist das ein Steilpass für ein Gespräch über Lernen und verlangt nach weiteren Fragen: „Was hast du probiert? Was hast du gelernt? Was wirst du als Nächstes versuchen?“ Lasst uns eine Lernkultur schaffen, in der Anstrengung nicht gefürchtet, sondern angenommen wird.
Quellen
Nick Alchin (2025). Hard is Good. Or more precisely, Good is often. https://nickalchin.com/hard-is-good-or-more-precisely-good-is
Carol Dweck (2015). Carol Dweck Revisits the Growth Mindset. Education Week.
Brown, Roediger, McDaniel (2014). Make It Stick: The Science of Successful Learning. https://www.hup.harvard.edu/books/9780674729018
Lee Ann Jung (2022). Thriving in the Zone of Productive Struggle. ASCD Educational Leadership.
https://www.ascd.org/el/articles/thriving-in-the-zone-of-productive-struggle
Tricia Taylor (2020). Why ‘Good Effort’ Isn’t Good Enough. Tailored Practice Blog.
Vygotsky, L.S. (1978). Mind in Society: The Development of Higher Psychological Processes.
John Hattie (2012). Visible Learning for Teachers: Maximizing Impact on Learning
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